Rückblick: Einsatz der Pferdestaffel Mittelfranken beim Spiel SpVgg Fürth gegen Borussia Dortmund

Beim vergangenen Heimspiel der SpVgg Fürth gegen Borussia Dortmund trafen sich im Rahmen des von der Fanszene alljährlich organisierten „Frühschoppens“ einige hundert Kleeblattfans vor dem Spiel in der Gustavstraße. Bereits am frühen Vormittag war die Polizei mit etlichen Einsatzkräften vor Ort, wobei hier das bekannte Unterstützungskommando (USK) erneut mit aggressivem Auftreten hervorstach. Zusätzlich wurde erstmalig eine Reiterstaffel der Polizei Mittelfranken eingesetzt. Diese begleitete den Marsch der weiß-grünen Fanszene mit zum Ronhof. Der Weiß-Grüne Hilfefonds möchte die an diesem Tag gesammelten Eindrücke sowie Rückmeldungen etlicher Fans als Anlass nehmen, um den Einsatz von Pferden im Rahmen von Polizeieinsätzen generell kritisch zu hinterfragen.

Seit der Gründung von bayrischen Reiterstaffeln im Jahr 2018 sind diese in drei Teile aufgeteilt:

  • Reiterstaffel München: 41 Pferde (seit 2018 ein Plus von 9 Pferden)
  • Reiterstaffel Mittelfranken: 19 (Neugründung im Jahr 2018)
  • Reitergruppe Oberbayern Süd: 5 Pferde

(Quelle: br.de, 04.03.2022)

Neben den immensen Kosten von rund 4,8 Millionen Euro seit Gründung der Reiterstaffeln 2018 bis ins Jahr 2021, ist im Koalitionsvertrag festgelegt, dass die Ausdehnung der Staffel auf 100 Pferde erfolgen soll. Die CSU plant indes mit einer perspektivischen Erweiterung auf 200 Tiere. Doch der Einsatz jener Pferde ist seit jeher umstritten, sodass neben einem Tierschutzaspekt insbesondere im Rahmen von Fußballspielen oder Demonstrationen immer wieder negative Erfahrungen gesammelt werden konnten. So wurde ein Polizist im Jahr 2017 anlässlich des 2. Ligaspiels Karlsruher SC gegen Dynamo Dresden von einem Polizeipferd attackiert und am Kopf verletzt.1

Bei einer Demonstration in Hamburg verliert eine Polizistin die Kontrolle über ihr scheuendes Pferd. Es bricht aus und überrennt einen jungen Mann, der unbeteiligt neben dem Demo-Zug saß. Er wird von den Hufen am Kopf getroffen, wodurch sich seine Sonnenbrille in seine Wange bohrt.2

 Im gleichen Jahr wurde zudem erneut eine Polizeibeamtin verletzt, als das eigene Pferd durch einen freilaufenden Hund in Panik geriert und die Reiterin auf den Boden stürzte. Die Folge war eine anschließende stationäre Behandlung im Krankenhaus.3  

Ebenfalls wurden bei einer Demonstration im schwedischen Malmö 2014, mehrere Demoteilnehmer während eines sog. „Kavallerieschocks“ – ein Manöver, bei dem die Polizei in hoher Geschwindigkeit auf eine Menschenmenge zureitet, in der Hoffnung, dass diese aus Furcht vor den Pferden auseinanderläuft – niedergetrampelt.4

Die Erfahrungen, nicht nur im Rahmen von Fußballspielen, zeigen demnach mit welchen Gefahren ein Einsatz von Reiterstaffeln verbunden ist. Tierschützer der Organisation „Peta“ lehnen zudem den Einsatz von Pferden generell ab, da diese als Fluchttiere einzuschätzen sind, die in bestimmten Stresssituationen, trotz entsprechender Ausbildung, unbeherrschbar sein können. Die oben genannten Vorfälle der vergangenen Jahre sowie die Erfahrungswerte bei vielen Auswärtsspielen der SpVgg in anderen Bundesländern, die Reiterstaffeln seit längerem einsetzen, bestätigen jene Darlegung. In Mittelfranken wurden Polizeipferde bislang des Öfteren in Parks oder im Innenstadtbereich bei Veranstaltungen eingesetzt. Nun scheint in Fürth auch der Fußball als neues Betätigungsfeld herhalten zu müssen.

In Anbetracht der nicht zu kalkulierenden Selbst- und Fremdgefährdung dieser Tiere in Stresssituationen lehnen wir einen Einsatz von Reiterstaffeln generell ab und fordern die sofortige Abschaffung dieser.

Weiß-Grüner Hilfefonds

im Mai 2022 

Quellennachweise:

[1]: https://www.tag24.de/nachrichten/fussball-karlsruhe-dynamo-dresden-zweite-liga-ksc-polizisten-ordner-verletzungen-randale-nicht-schwer-camouflage-dfb-krie-254452

[2]: https://taz.de/Demonstrant-in-Hamburg-verletzt/!5009268/

[3]: https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadtviertel/hund-erschreckt-polizeipferd-beamtin-schwer-verletzt-art-532760

[4]: https://taz.de/Polizeigewalt-bei-schwedischer-Demo/!5034819/